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Die 30er Jahre vor dem 2. Weltkrieg

Am 15 August 1931 feierte Pater Josef Junkes hier Premiz. Die gesamte Pfarrgemeinde nahm regen Anteil. Am Abend ein Fakelzug und Ständchen durch die Gemeinde. 3 Brüder waren von Amerika eigens in die Heimat gekommen.

Im September 1930 richtet die Gemeinde Kirrberg an die bayerische Staatsregierung eine Bittschrift, in der auf den großen Notstand der Gemeinde verwiesen wurde. Nur 5 Kirrberger Landwirte hätten einen Besitz von über 40 Morgen, infolge der Grenzlage sei die Gemeinde finanziell am Ende.

Die Not wurde immer noch größer. Bettler- und Hausiererunwesen, allgemeine Unsicherheit und Diebstahl machten sich breit. Kein Wunder, daß in dieser Zeit eine Radikalisierung von politischen Machenschaften vor sich ging. 1929 kam es hier zur ersten Versammlung der NSDAP, die dann immer öfter tagte und 1931 in der Wirtschaft Müller eine Versammlung ansetzte, in dem Stammlokal der Marxisten. Hitzige Debatten gab es zwischen rot und braun, aber keine Handgreiflichkeiten.

Im Spätjahr 1931 wurde die Parteizelle der NSDAP Kirrberg gegründet. Auf den Plan gerufen, rekrutierten sich nun zusammen: Zentrum, Sozialdemokraten und die Demokratische Partei zur "Eisernen Front". Hakenkreuz, 3 Pfeile, "Heil..", "Freiheit", Hand zum Gruß, geballte Faust, als äußere Zeichen, standen sich gegenüber. Am 5. März 1933 wurde zum Reichstag gewählt mit folgendem Kirrberger Ergebnis: Zentrum u, Bayer. Volkspartei 349 Stimmen, NSDAP 218, KPD 138, SPD 105, Kampffront schwarz-weiß-rot 4.

Am 30 Jan. 1933 wurde zu Hitlers Machtergreifung erstmals in Kirrberg die Hakenkreutzfahne gehißt. Einige Vertreter marxistischer Parteien wurden festgenommen. Kurze Zeit später wurdendie kirchlichen Vereine aufgelöst und deren Vermögen vom Staat konfisziert, so auch die Liegenschaften der DJK auf dem "Hübelchen". Den neuen Gemeinderat bildeten 6 Räte der NSDAP, 6 vom Zentrum, 2 von der SPD. Im Zuge der Gleichschaltung wurde das Bürgermeistermandat an Nationalsozialisten vergeben und die 2 SPD räte rausgeworfen und durch Nazis ersetzt. Im Aug. schieden auch die Räte des Zentrums aus und wurden durch Nazis ersetzt, sodaß nur diese noch im Rat waren.

Auf dem Arbeitsmarkt tat sich einiges: Zunächst wurden Arbeitslose für Notstandsarbeiten eingesetzt. Nach der Rückgliederung der Saar am 13. Jan. 1935 wurde die Industrie gefördert, sodaß alle Kirrberger wieder Arbeit fanden. Auch die Gemeinde konnte ihre Schuldenlast reduzieren, da statliche Subventionen einsetzten.

Nach wochenlanger Dürre nahte am 10 Juni 1934 ein furchtbares Gewitter. tife Finsternis breitete sich über das Kirrberger Tal. Mehrere Stunden tobte das Gewitter und verwandelte die Dorfstraßen in schäumende Bäche. Geröll und Schutt mit sich führend.

Am 21. Februar 1937 wurde die Schwesternstation gegründet und beim Gottesdienst eingeführt: Schw. Regula als Krankenschwester, Schw. Theophania als Organistin. Für die schwestern wurde eine wohnung gemietet bei Nik. schwarz, Zweibrücker Straße. Staatlicherseits wurde die Einrichtung für einen Kindergarten und eine Nähschule einhellig begrüßt. Allerdings wurde der Krankenschwester der Dienst von der Behörde erschwert und eine "braune Schwester" in Kirrberg angestellt. Aber Schw. regula gewann schnell das Vertrauen der Bevölkerung.

Am 14. Sept. 1937 hatte Kirrberg erstmals wieder Einguartierung mit der Radfahrerschwadron des 6. Reiterregiments, die zu den Herbstmanövern eingesetzt war.

1938 wurde das Anwesen Johann Menzer als schwesternhaus angeboten aber der Preis war zu hoch. dann konnte das Haus Otto Boßlet, Zweibrücker Straße zum Preis von 7.000 Mark erworben werden. Verschiedene Umbaumaßnahmen wurden vorgenommen, so wurde der 25 qm große Saal für den Kirchenchor eingerichtet.

Zum Bau des Westwalls kamen am 3. Juli 1938 viele westwallarbeiter nach Kirrberg, bis zum Herbst waren es schon 600, die in Privathäusern, Wirtschafts- und Schulsälen untergebracht urden. Leichtlebige, Abenteuer suchende Männer waren darunter, die das gut verdiente Geld schnell wieder ausgaben in einer Art, daß gute Sitten darunter litten.

Nach dem ersten Weltkrieg war die Bautätigkeit gesigen, da der Wohnraum knapp war. Arbeiter, im Saargebiet beschäftigt, brachten den wertbeständigen franken nach Hause, sodaß das Bauen für sie erschwinglich war, auch wärend der Inflation. Das Siedlungswerk der NSDAP genemigte 1934 den Bautyp der Siedlungshäuser. Man machte davon regen Gebrauch. Die Häuser blieben 1 oder 1 ½ stöckig. Zu jedem Haus gehörte Stall und Scheuer, da man im Nebenberuf Getreide und Kartoffeln pflanzte und etwas Vieh hatte. Die Gemeinde gewährte im "Kehr" kostenlos das Steinebrechen. Die alten Tagelöhner- und Bauernhäuschen findet man heute kaum mehr.

Ursprünglich scharten sich die Häuser um die Kirche auf dem Berg. Die geografische Lage der Berg - Tal - Gliederung ließ keine geschlossene Dorfbesiedelung zu. Entlang des Talrandes wurde gebaut, so die Lamsbach- und Eckstraße. Erst später wurde die Colling besiedelt.

1953 überließ die Kirchenschaffnei 26 Anliegern Gelände zur Gartenbewirtschaftung, darau entstanden später die Bauflächen an Hof- und Vorgartenstraße.


Kirrberg impressionen

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© 1997 WST

Quelle "Festschrift zur 700 Jahrfeier Kirrberg" mit freundlicher Genehmigung von Autor Pfarrer Alfons Gebhart

Bearbeitung der Seite: Wolfgang Stärkle