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Nachkriegsjahre und Inflation

Am 12. Jan. 1919 fand die Wahl zur Deutschen Nationalversammlung statt. Sie brachte folgendes Ergebnis in Kirrberg: Zentrum 280 Stimmen; Sozialdemokraten 215; Deutsche Volkspartei 7; ungültig : 3 Stimmen.

Am 11. Aug. 1919 verkündete der Reichspräsident, der Sozialdemokrat Friedrich Ebert, die Verfassung des Deutschen Reiches. Die Deutschen, die gerade den Weltkrieg verloren und eine Serie von kommunistischen Aufständen zur Errichtung einer deutschen sowjetischen Diktatur überwunden hatten, bekamen ein Grundgesetz, das sich hinter keiner anderen demokratischen Verfassung verstecken mußte. Menschen- und Bürgerrechte wurden in der Verfassung verankert. Zum 1. Mal konnten die Wahlbürger das Staatsoberhaupt selbst wählen, das Parlament ohne jede Einschränkung bestimmen.

Die Weimarer Verfassung war neben dem Versailler Vertrag das 2. Dokument, unter dem Deutschland nach dem 1. Weltkrieg leben sollte.

Wenn aber schon nach 14 Jahren die deutsche Demokratie zugrunde ging, hatte es seinen Grund darin, daß die Weimarer Verfassung die Kluft zwischen ihrem hohen demokratischen Anspruch und der ernüchternden politischen Wirklichkeit nicht überbrücken konnte.

In Kirrberg wurde nun gesammelt für die Errichtung eines Kriegerdenkmals, einer Pieta, mit Gedenktafeln für die Gefallenen. Die Sammlung erbrachte 2.600 Mark. Das Denkmal wurde am 12. Dez. 1920 feierlich mit Kirchenparade aller Kriegsteilnehmer eingeweiht.

1922 wurden 2 neue Glocken angeschafft, 239 kg und 115 kg, die das Geläute mit der einen verbliebenen Glocke wieder ergänzten. Die Firma Ulrich in Apolda/Thüringen lieferte die Glocken zum Preis von 29.489 Mark. Durch Haussammlung wurden 16.028 Mark und bei der Glockenweihe 8640 Mark eingenommen Fr. M. Kanzleiter geb. Heinrich, New York, spendet 5.000 Mark und Witwe Karl Junkes 2.000 Mark. Am Dreifaltigkeitsfest wurden die Glocken geweiht und zu Fronleichnam läuteten sie erstmals. Die Inflation Anfang der 20er Jahre führte auch in Kirrberg zu großen Problemen. Die meisten Berufstätigen gingen im Saargebiet ihrer Arbeit nach und wurden in Franken ausbezahlt.

Frankreich hatte sich zum Import der Saarkohle eine bessere Basis geschaffen dadurch, das es das Saargebiet für 15 Jahre dem Völkerbund unterstellte. Durch die Grenze wurde Kirrberg von Homburg getrennt. dies wirkte sich aus auf die im Saarland Beschäftigten.

Kirrberg wurde an Zweibrücken angeschlossen und deutsche Zollbeamte zogen hier ein. Am Anstaltstor wachten französische Grenzwächter. Aus dieser Zeit stammen unsere Zollhäuser.

Mit dem stetig fallenden Kurswert der Mark stieg der Wert des Franken. Das kürzlich mit viel Mark erbaute Wohnhaus konnte kurze Zeit später mit den franken eines Zahltages umgesetzt werden. Die finanzielle Situation der Markverdiener, so der ländlichen Bevölkerung, wurde immer schlimmer. Ende 1923 kostete ein Leib Brot 500 Milliarden Mark, 1 kg Fleisch 6 Billionen Mark, 1 Glas Bier 520 Milliarden Mark.

Diesem finanziellen Chos wurde ein Ende gesetzt durch die Einführung der Rentenmark im Nov. 1923. Dann aber folgte die Weltwirtschaftskrise mit zunehmender Arbeitslosigkeit. Leidtragende wurden nun alle Kirrberger, denen die Saarregierung die Einreisegenehmigung von der Pfalz ins Saarland nicht mehr erneuerte und die Bergleute, Hüttenarbeiter und Bauhandwerker daheim bleiben mußten. So verzeichnete man in Kirrberg im Jahre 1931 bereits 180 Arbeitslose. Besonders bedürftige Familien bekamen eine Zuwendung aus einer öffentlichen Sammlung, die in Kirrberg 95 Mark, 46 Ztr. Kartoffeln und 63 Pfund Brot erbrachte. Aus öffentlicher Hand wurden Mittel bereitgestellt zur Durchführung von Notstandsarbeiten für insgesamt 2.300 Tagschichten, bei der über 70 Personen 9 Morgen Ödland in den "Kalköfen" urbar machten.

Die Gemeinde kam in immer größere finanzielle Schwierigkeiten. Das aufgenommene Darlehen von 8.000 RM für den Wasserleitungsbau nützte nichts, da nicht einmal die Zinsen von der Gemeinde aufgebracht werden konnten. Sämtlichen Kassen und Banken der Pfalz wurden von oben der Geschäftsverkehr mit der Gemeinde Kirrberg unterbunden. Die Stromversorgung für unser Dorf wurde 1928 eingestellt. Wochenlang war Kirrberg ohne elektrischen Strom.

Am 20. Mai 1928 machten 519 Wähler, das waren 60%, von ihrem Wahlrecht gebrauch. Auf das Zentrum entfielen 269 Stimmen, auf die Sozialdemokraten 128, Dt. Volkspartei 12, Kommunisten 48, Wirtschaftspartei 18, Nationalsozialisten 31, Dt. Bauernpartei 2, christl. soziale Partei 1. Zu beklagen war die große Wahlfaulheit.

Am 3. März 1929 wird eine Versammlung einberufen zwecks Einrichtung einer Schwesternstation. der Elisabethenverein wurde gegründet, um Mittel für ein Schwesternhaus aufzubringen. 200 Familien traten bei.


Kirrberg impressionen

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© 1997 WST

Quelle "Festschrift zur 700 Jahrfeier Kirrberg" mit freundlicher Genehmigung von Autor Pfarrer Alfons Gebhart

Bearbeitung der Seite: Wolfgang Stärkle