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Erster Weltkrieg

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf die Kunde von drohender Kriegsgefahr ein. Am Sonntag, 25. Juli 1914 kamen Gerüchte von bevorstehender Mobilmachung infolge des österr. Ultimatums an Serbien auf. Aufregende Tage waren es auch in Kirrberg. Die Verhängung des Stadtrechts am 31. Juli sagte auch dem letzten, daß es wohl ernst wird. Am Samstag nach dem Salve wurde durch die Ortsschelle die Mobilmachung bekanntgegeben. Und schon wurden die ersten Reservisten aus Kirrberg telefonisch zu ihren Truppenteilen und Standorten befohlen. was man die ganze Woche befürchtete, aber nicht wahrhaben wollte, war da: Der Krieg war unvermeidlich.

Das Wallfahrtsfest Mariä Geburt wurde wegen der Umstände nur mehr in kleinem Rahmen, der Gottesdienst für die im Feld stehenden Soldaten gefeiert.

Am 19./20. August wurde die große Schlacht in Lothringen unter Kronprinz Rupprecht von Bayern geschlagen und endete mit dem Sieg über die französische Armee. Die Gefahr einer Franz. Invasion in unsere Heimat war damit abgewendet. Aber schon mußte Kirrberg um den Tod dreier Soldaten (Müller, Schneider, Stucky) trauern, den ersten Opfer aus unserer Gemeinde.

Die anfängliche Begeisterung wich schon bald einer zunehmenden Ernüchterung, obwohl eine von oben gelenkte Propaganda die Kriegsbegeisterung aufrechterhalten wollte.

Die Erfordernisse der Kriegswirtschaft wirkten sich auf das gesamte Dorfleben ungünstig aus. Es mußten große Abgaben an Vieh und Getreide gemacht werden. In den landwirtschaftlichen Betrieben mußten Frauen und Kinder und sie Alten noch mehr an die Arbeit, da alle Männer eingezogen waren. teilweise wurden auch Gefangene als landwirtschaftliche Hilfskräfte eingesetzt.

Die meisten Kirchenglocken wurden von den Türmen geholt und zu Kanonen umgeschmolzen. So wurde im Juli 1917 unsere größte Glocke, gegossen 1891 in Frankentahl, 185 kg schwer, runtergeholt, und vom Reich wurden 832 Mark dafür bezahlt. Kriegsgeld!

1917 wurde die Bevölkerung aufgeschreckt durch die zunehmenden Krankheiten und Hungersnot. Die zugeteilte Rationen wurden immer weniger. Oft war es nur noch eine dünne Wassersuppe mit Blättern ("Bamnelsupp"). Die beiden Bäckereien (Duppe, Hinkelmann) konnten den Brotbedarf nicht mehr decken. Einmal in der Woche kam der Homburger Metzger Guggelberg mit dem Eselsfuhrwerk und brachte einige Fleisch und Wurstrationen.

Das Jahr 1918 brachte das Ende des großen Krieges. In München brach am 7./8. Nov. die Revolution aus, die sich am 9. Nov. in ganz Deutschland ausweitete. Am 11. Nov. wurde Waffenstillstand geschlossen. Vom 18. - 24. Nov. passierten deutsche Truppen bei ihrem Rückzug unsere Gemeinde. Zuerst kommen würtemb. Sanitäter, dann ein preußisches Artillerieregiment, dann Infanterie und ein Pferdelazarett. Alle Männer waren vom Krieg schwer gezeichnet, hart mitgenommen, ausgemergelt vom Hunger, fahle Gesichter, zerschlissen die Uniformen.

Und am Montag, dem 2. Dez. ziehen die ersten französischen Truppen in Kirrberg ein. Es war das Infanteriregiment Nr. 297. Im Pfarrhaus waren der Oberst, ein Hauptmann und ein Feldgeistlicher einquartiert, ferner war die Offiziersküche im Pfarrhaus eingerichtet und 11 weitere Offiziere speisten hier.

Am 8. Dez. wurde dieses Regiment abgelöst durch die Kompanie des Genierregiments Nr. 9. Die Fronttruppen hatten sich bisher der Bevölkerung gegenüber tadellos verhalten. Mit den nachfolgenden Besatzungen gab es manche Differenzen, und es war in Kirrberg ein großes Aufatmen, als an Fronleichnam 1919 die letzten Franzosen das Dorf verließen.

46 Kirrberger Männer waren im Krieg gefallen und 8 waren vermißt. In Gefangenschaft weilten 16 Soldaten. Nach und nach kamen die letzten heim und reihten sich in das berufliche und dörfliche Leben wieder ein.

Die sozialen Verhältnisse wirken sich auf das politische Leben aus . Vertreter der "arbeitenden Klasse" versuchten die Vorteile der Revolution schmackhaft zu machen und viel Sympathisanten, so daß sich die Bevölkerung in "schwarz" und "rot" teilte, zunächst aber in durchaus friedlicher Atmosphäre.


Kirrberg impressionen

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© 1997 WST

Quelle "Festschrift zur 700 Jahrfeier Kirrberg" mit freundlicher Genehmigung von Autor Pfarrer Alfons Gebhart

Bearbeitung der Seite: Wolfgang Stärkle