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Schulhaus - Bemühungen um Neubau

Das alte Schulhaus (2 a 7 qm) und Hof und Garten (5a 1 qm) wurden von der Pfarrei laut Akt vom 29. Sept. 1856 an die politische Gemeinde verkauft. Ursprünglich Pfarrhaus, war es lange Zeit als Schulhaus zur Verfügung gestellt mit dem Vorbehalt, sobald ein Pfarrer käme, müsse es ihm wieder zur Verfügung stehen (Fassion v. 9.12.1849)

Die Schule war auch mit Gütern dotiert gemäß Kataster Nr. 183 "Grundbesitz der kath. Schule in Kirrberg", nämlich Pl. Nr. 1006a, Acker in den Tahlwiesen 95 a 7 qm; Pl. Nr. 1006b Ödung, all da 28 a 6 qm; Pl. Nr. 1286, Acker in den Hanfstücken 1 a 7 qm - "seit unvordenklichen Zeiten Eigentum der katholischen Schule zu Kirrberg"

Als die Gemeinde das neue Schulhaus baute, verkaufte sie das alte Schulhaus zum Preis von 2.400 Mark an Peter Fiebe, bei dem es durch Brand zerstört wurde.

All die Jahrzehnte hindurch war das Schulhaus viel zu klein gewesen. 1882 kaufte die Gemeinde das Gartengrundstück von Heinrich Zott. Vom Homburger Bauamt wurden Pläne für ein neues Schulhaus erstellt und 1883 genehmigt.

Die Steine für das Schulhaus wurden am Zeppelinsbrünnchen gebrochen. 1884 wurde mit dem Bau begonnen. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 19.231 Mark. Im Erdgeschoß waren zwei Lehrerwohnungen, eine Hilfslehrerwohnung und ein Raum für das Bürgermeisteramt. Im Obergeschoß waren drei Schulsäle.

Überfüllte Klassen zwangen schon bald wieder zu weiterer Planung. Im Mai 1910 wurde wegen der großen Schülerzahl für die untere und obere Schule Abteilungsunterricht eingeführt. Es sollte eine weitere Lehrstelle von der Regierung genehmigt werden, was aber eine Erweiterung des Schulgebäudes bedingte.

Am Kirchpfad auf dem Berg wurden durch Sachverständige die Äcker von Rudolf und Wilhelm Dejon sowie Peter Sonntag als geeignet für die Schule festgestellt. Aber dagegen wurde kräftig agiert nach dem Motto: "Nur nicht auf den Berg in die Nähe der Kirche, sonst müssen die Kinder zu oft in die Kirche gehen". Die Mehrheit des Gemeinderates fällte einen Verlegenheitsentschluß, ein neues Schulhaus auf die Felsen in der Nähe des Kreuzes im Eck zu bauen und ein Anlehne von 40.000 Mark aufzunehmen. Die sogenannten Fortschrittler und Liberalen waren im Kulturkampf gegen die kathol. Volksschulen aufgetreten, die zugunsten von freien Communalschulen aufgelöst werden sollten. Viele Beiträge in der "Pfälzischen Lehrerzeitung" verletzten die Gefühle der kathol. Lehrerschaft. Das Christentum wurde als alte, abgelegte Weltanschauung, welche die Schule vergifte, abgetan. Die Theologie beginnt dort, wo der gesunde Menschenverstand aufhört.

Dieser weltanschauliche Hintergrund schlug Wellen bis nach Kirrberg durch den Hilfslehrer Marschall, der Mitglied im liberalen bayerischen Lehrerverein und Wortführer gegen klerikale Ansprüche auf die Schule war. Marschall behauptete, in 50 Jahren geht in Kirrberg sowieso niemand mehr in die Kirche, und er war der drängende Motor für den Schulbau im Eck. wegen seiner "Tüchtigkeit" erhöhte der Kirrberger Gemeinderat den Gehalt des Hilfslehrers auf 1.000 Mark.

Der Pfarrer rief die Bevölkerung zu einem Abstimmungsvotum in den Saal Müller ein und rief die Familien auf, gegen den neuen Standort der Schule zu protestieren. "Wir würden draußen zum Gespött", argumentierte Pfr. Schultz, "wenn solch ein wahnwitziger Gedanke zur Ausführung käme". das wäre eine Vergewaltigung der übergroßen Mehrzahl der Familien.

Unter "Eingesandt" wurde in der liberalen Homburger Zeitung von einigen Kirrbergern, vorab von Marschall, gegen die Meinung des Pfarrers gekämpft. Die Bürgerversammlung aber lehnte am 11. Dez. mit großer Mehrheit den Schulhaus - Neubau außerhalb des Dorfes ab. Und zwei Jahre später wurde der Kirrberger Architekt Neumann mit der Planung einer neuen Schule beauftragt. Das dazu vorgesehene Gelände war aber wegen Versumpfung wenig geeignet. Eine weitere Gelegenheit bot sich, als kurz danach das großflächige Anwesen des Landwirts Jakob Stucky günstig zu 12.000 Mark angeboten wurde, das sich an das bisherige Schulanwesen anschloß. Mißgunst und Zerwürfnisse ließen aber keine Mehrheit im Gemeinderat zu. Ebenso wurde der Ankauf dieses Geländes nach dem 1. Weltkrieg ausgeschlagen, und das Anwesen ging dann in Besitz des Landwirts Andreas. Dejon über. es sollten 4 weitere Jahrzehnte ins Land gehen, bis der Neubau der Schule in Angriff genommen wurde.


Kirrberg impressionen

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© 1997 WST

Quelle "Festschrift zur 700 Jahrfeier Kirrberg" mit freundlicher Genehmigung von Autor Pfarrer Alfons Gebhart

Bearbeitung der Seite: Wolfgang Stärkle